Inflationsrate in Deutschland nur noch bei 0,6 Prozent

Inflation Deutschland
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Die Zahlen, welche das Statistische Bundesamt im Rahmen des Verbraucherpreisindex für November 2014 veröffentlicht hat, stimmen bedenklich. Gegenüber November 2013 liegt die Inflationsrate in Deutschland den vorläufigen Berechnungen nach nur noch bei 0,6 Prozent und damit immer weiter entfernt von der von der Europäischen Zentralbank geforderten Preisstabilität von 2,0 Prozent. Der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland wird sich den vorläufigen Zahlen von Destatis nach um 0,5 Prozent gegenüber dem November des vergangenen Jahres erhöhen. Die Jahresteuerung in Deutschland ist damit, nach mehreren Monaten in Folge mit 0,8 Prozent, auf ein noch niedrigeres Niveau wie bisher schon gefallen. Die Verbraucherpreise ziehen nicht mehr so an, wie es für die Preisstabilität wünschenswert wäre, sondern lassen je nach Bereich leicht bis sogar deutlich nach.

Verbraucherpreise gegenüber Vormonat unverändert

Wie die voraussichtlichen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zudem zeigen, hat sich die Inflationsrate gegenüber dem Vormonat Oktober 2014 nicht verändert. Damit hat sich bei den Verbraucherpreisen in Deutschland im Jahresvergleich nicht viel getan mit den nur 0,6 Prozent Plus. Im Monatsvergleich sind die Preise sogar stagniert. Nicht verändert hat sich im November 2014 ebenfalls der HVPI im Vergleich mit dem Vormonat, auch beim für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland kam es somit zu einem Stillstand. Statistik: Preissteigerung für ausgewählte Waren und Dienstleistungen im Oktober 2014 (gegenüber Vorjahresmonat) | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Preise für Energie weiter rückläufig

Weiter den Rückwärtsgang eingelegt haben im November dieses Jahres die Energiepreise. Nachdem bereits
  • im August einen Rückgang von 1,9 Prozent,
  • im September von 2,2 Prozent und
  • im Oktober ein Rückgang von 2,3 Prozent
vermeldet werden musste, waren die Preise für Energie mit minus 2,5 Prozent im November noch stärker rückläufig als in den vergangenen Monaten. Damit sind es weiter die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe, welche den Verbraucherindex nach unten ziehen.

Preise für Nahrungsmittel im Stillstand

Die Preise für Energie sind rückläufig. Die Nahrungsmittelpreise indes im Stillstand angekommen. Noch im Oktober waren die Preise für Nahrungsmittel um 0,7 Prozent angestiegen. Im November blieben die Nahrungsmittelpreise stabil und bewegten sich nicht mehr vom Fleck. Dafür könnte es mehrere Gründe geben, nach wie vor sicher die sehr gute Kartoffelernte in 2014. Zudem hat es in Brasilien endlich geregnet und die Kaffeebohnenernte wird doch nicht ganz so schlecht ausfallen wie in den vergangenen Wochen vermutet wurde. Zudem gab es Preisrückgänge bei Milchprodukten zu vermelden und der Preiskampf im Einzelhandel hat sich weiter verschärft.

Preise für Dienstleistungen verlieren an Fahrt

Nicht mehr ganz so deutlich wie in den letzten beiden Monaten sind die Dienstleistungspreise gestiegen. Nachdem die Preise für Dienstleistungen im September um 1,5 Prozent und im Oktober sogar um 1,7 Prozent gestiegen waren, sanken die Dienstleistungspreise im November dieses Jahre wieder auf den 1,4 Prozent und damit auf den Preisanstieg vom August zurück.

Wohnungsmieten mit geringerem Anstieg

Ebenfalls nicht mehr ganz so stark wie im letzten Monat sind im November 2014 die Nettokaltmieten gestiegen. Nachdem im Oktober die Wohnungsmieten um 1,6 Prozent angestiegen waren, stiegen sie im November nur noch um 1,4 Prozent, wie dies im September bereits der Fall gewesen war. Für die Mieter in Deutschland bedeutet dies natürlich eine Erleichterung, naht doch möglicherweise ganz langsam ein Ende der Preisspirale bei den Nettokaltmieten. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Mieten weiter steigen werden, so lange die Vermieter dies rechtlich durchsetzen können. Zumindest in den Ballungsräumen wird es deshalb wohl eher keine Abkühlung geben bei der Erhöhung der Nettokaltmieten. Die endgültigen Ergebnisse des Verbraucherpreisindex für November 2014 werden am 11. Dezember 2014 vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht werden.

Jährliche Veränderung des Verbraucherpreisindex und ausgewählter Gütergruppen in %

Gesamtindex/ Teilindex Gewichtung in Promille August 2014 September 2014 Oktober 2014 November 2014*
Gesamtindex 1000 0,8 0,8 0,8 0,6
Waren 479,77 0,2 0,3 -0,1 -0,2
darunter:
Energie** 106,56 -1,9 -2,2 -2,3 -2,5
Nahrungsmittel 90,52 0,3 0,9 0,7 0
Dienstleistungen 520,23 1,4 1,5 1,7 1,4
darunter:
Wohnungsmiete*** 209,93 1,5 1,4 1,6 1,4
* vorläufige Werte, ** Haushaltsenergie und Kraftstoffe, *** Nettokaltmiete Quelle: Statistisches Bundesamt

Europäische Zentralbank vor der großen Entscheidung

Die Inflationsrate in Deutschland wird nicht die einzige sein in der Euro-Zone, welche sich im November dieses Jahres noch weiter von der geforderten Stabilität von 2,0 Prozent entfernt hat wie dies bisher schon der Fall war. Die Europäische Zentralbank steht damit vor der Frage, was sie noch tun kann im Kampf gegen eine aufkeimende Deflation in der Währungsunion. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass EZB-Chef Mario Draghi den Kauf von Unternehmensanleihen und Staatsanleihen anstrebt. Dieser sehr umstrittene Schritt, so er denn gegangen werden wird von der EZB, wird viel Staub aufwirbeln in der Euro-Zone. Damit könnte der entscheidende Punkt erreicht sein, der die Länder im Euroraum endgültig entzweien könnte. Bislang ist Deutschland nicht gewillt, einen solchen Schritt mitzugehen. Weder der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble noch Bundesbank-Chef Jens Weidmann sind für den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB. Doch werden sie Mario Draghi wirklich stoppen können, wenn er damit die nächste Bazooka in die Hand nehmen wird oder werden sie am Ende dann doch klein beigeben, um keinen Zusammenbruch der Euro-Zone herbei zu führen durch ihre Abwehrhaltung?

Sparer können sich über höhere Realverzinsung freuen

Immerhin eine Gruppe in der Bevölkerung kann sich über die niedrige Inflationsrate freuen: Die Sparer in Deutschland. Haben sie doch so, angesichts der niedrigen Sparzinsen, die Möglichkeit unter dem Strich eine höhere Realverzinsung zu erwirtschaften mit ihren Ersparnissen. Es sei denn natürlich, die Zinsen für ihre Spareinlagen bzw. ihr Tagesgeld liegen über der Inflationsrate. Ansonsten erhalten sie statt einer positiven Realverzinsung, heißt einem Plus, ein Minus in Form einer negativen Realverzinsung für ihr angelegtes Geld. Wer sich aber derzeit gut umsieht und entsprechende Vergleichsrechner nutzt, der findet sowohl beim Tagesgeld wie beim Festgeld immer noch Angebote, die sich in Sachen Zinsen lohnen. Durch die niedrige Inflationsrate ist zudem derzeit eine höhere Realverzinsung möglich. Letzten Endes bekommen Sparer durch die niedrigen Verbraucherpreise mehr raus wie bisher in Sachen Zinsen.

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