Sparkassen fordern Ende der Niedrigzins-Politik

Die Zinsen, die Sparer für das Geld erhalten, welches sie zu Bank bringen, sinken immer tiefer. Die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank ist nur noch in eine Richtung gerichtet: die Verhinderung einer Rezession in der Euro-Zone. Darunter leiden die Sparer, die für ihre Ersparnisse größtenteils nicht mal mehr einen Zins erhalten, der die Inflationsrate – und auch die Geldinstitute, wie Sparkassen-Chef Georg Fahrenschon gestern bei einer Bankenveranstaltung der "Börsen-Zeitung" deutlich machte.

Seit die EZB am 8. Oktober 2008 unter ihrem damals Chef Jean-Claude Trichet in einen Zinssenkungszyklus beim Leitzins trat, ist kein Stein mehr auf dem anderen geblieben in Sachen Sparen. Die einstmals hohen Sparzinsen mussten durch mehrere Zinssenkungswellen hindurch, und auch im Januar dieses neuen Jahres haben mittlerweile mehrere Banken ihre Zinsen für Tagesgeld oder Festgeld gesenkt.

Nachdem der Leitzins von 4,25 Prozent binnen weniger Monate auf nur noch 1,00 Prozent gesenkt wurde und dort vom 7. Mai 2009 bis zum 7. April 2011 reglos verharrte, hat sich die Zinslandschaft in Deutschland stark verändert. Von den einst mitunter üppigen Zinsen ist nicht mehr viel übrig geblieben, so manche Bank gibt es mittlerweile gar nicht mehr. Nachdem der Leitzins im April 2011 wieder stieg, um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent und drei Monate später erneut um 25 Basispunkte erhöht wurde, machte sich Hoffnung breit, dass der Leitzins zumindest eine Zeitlang auf dem Niveau von 1,50 Prozent verbleiben würde. Die Sparzinsen waren in der Zwischenzeit wieder gestiegen, Optimismus hatte sich bei den Banken wie auch bei den Sparern breitgemacht. Dieser währte jedoch nicht lange.

Am 1. November 2011 wurde der Präsident an der Spitze der Europäischen Zentralbank turnusmäßig ausgewechselt, Mario Draghi übernahm den Posten an der Spitze der Notenbank der Euro-Zone. Nur zwei Tage später wurde der Leitzins gesenkt, auf 1,25 Prozent. Einen Monat später kam direkt die nächste Zinssenkung, auf erneut 1,00 Prozent. In der Folge sanken die Zinsen für Festgeldkonten und Tagesgelder reihenweise. Einige Monate später, am 5. Juli 2012, wurde der Leitzins erneut gesenkt, gegen den Widerstand des Chefs der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann. Immerhin sank der Leitzins nur um 25 Basispunkte, es gibt Stimmen, die besagen, EBZ-Chef Draghi wollte sogar eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte.

Seitdem ist der Leitzins – wie auch unsere Statistik zeigt – auf dem neuen historischen Tief geblieben und die Sparzinsen befinden sich seitdem im Sinkflug. Kaum eine Woche vergeht, in der keine Bank eine Senkung ihrer Zinsen für das Tagesgeld oder das Festgeld bekanntgibt.

"Uns muss der Einstieg in den Ausstieg der Niedrigzinsphase gelingen", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon. Zwar profitierten die Geldinstitute auf der einen Seite von den niedrigen Zinsen zur Refinanzierung. Auf der anderen Seite würden die niedrigen Zinsen zugleich auch zu Lasten Einnahmen der Institute gehen, da diese weniger Geld als Phasen höherer Zinsen abwerfen.

Ob die Kritik bei der Europäischen Zentralbank gehört werden wird, ist jedoch fraglich. Bislang stand Bundesband-Chef Jens Weidmann allein auf weiter Flur mit seinen Einwänden gegen die massive Niedrigzins-Politik von EZB-Chef Mario Draghi. Sparer können nur hoffen, dass die Zinswende bald kommen wird, damit die Zinsen, die sie für ihre Ersparnisse erhalten, wenigstens den Inflationsausgleich schaffen. Falls nicht noch eine weitere Leitzinssenkung in den kommenden Wochen auf uns zukommt, aus der Luft gegriffen ist eine solche Vermutung nicht.

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