Geldmenge in der Euro-Zone wächst stärker als erwartet

Je mehr Geld im Umlauf ist, desto größer ist die Gefahr einer großen Inflation. Diese einfache, aber für die Bürger eines Landes sehr unangenehme Wahrheit hat sich nun erneut in das Bewusstsein geschoben. Gestern veröffentlichte die Europäische Zentralbank die Geldmenge in der Euro-Zone – die Zunahme überraschte selbst Experten, die von einem deutlich geringeren Prozentsatz ausgegangen waren. Nachdem die Geldmenge in der Währungsunion im August dieses Jahres um 2,9 Prozent und im September um 2,6 Prozent gewachsen war, stieg die Jahreswachstumsrate im Oktober 2012 auf gleich 3,9 Prozent und damit höher als erwartet. Und auch im Drei-Monats-Schritt zeigt sich eine Erhöhung. Während sich die Geldmenge in den Monaten Juli bis September durchschnittlich um 3,0 Prozent erhöhen, stieg dieser Wert in den Monaten August bis Oktober dieses Jahres auf 3,1 Prozent. Als Einzelwert gesehen ist die Jahreswachstumsrate von Oktober 2012 der höchste Wert seit April 2009 und liegt um 1,1 Prozent höher als die Erwartung der Finanzexperten, die im Vorfeld von einer Zunahme von „nur“ 2,8 Prozent ausgegangen waren. Hierin zeigt sich, dass die EZB als europäische Notenbank wohl mehr als gedacht die Notenpresse angeworfen hat, was zwar nicht von heute auf morgen zu einer größeren Inflation führen muss, aber zu einer schleichenden Geldentwertung führen dürfte. Auch für Sparer bedeutet dies nichts Gutes. Bereits jetzt haben sie mit den niedrigen Zinsen bei Festgeldkonten und beim Tagesgeld zu kämpfen, und einer Inflationsrate, die für November 2012 bei voraussichtlich 1,9 Prozent liegt, wie das Statistische Bundesamt gestern bekanntgab. Eine weiter steigende Geldmenge könnte mittelfristig einen weiteren Anstieg der Inflationsrate bedeuten, wodurch es aufgrund der niedrigen Sparzinsen immer schwieriger werden würde, einen Inflationsausgleich zu schaffen und auch noch einen Zinsertrag über der Preissteigerungsrate zu erwirtschaften. Bereits jetzt gibt es allein im Bereich Tagesgeld nur noch wenige Banken, deren Zinsen mindestens zwei Prozent betragen. Und die Zahl dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten noch ausdünnen, da die Europäische Zentralbank den Kampf gegen die Inflation aufgegeben hat und nun gegen eine Rezession in der Euro-Zone kämpft – mittels eines niedrigen Leitzinses. Dieser führt jedoch zu den immer niedrigeren Sparzinsen, ein Ende des Abwärtstrends bei den sinkenden Tagesgeldzinsen und Zinsen für Festgeld ist derzeit alles andere als in Sicht. Hier zeigt sich genau der Knackpunkt, den ein Leitzins für mehrere Länder mit sich bringt. Während in Deutschland die Wirtschaft rasant wuchs in den letzten Jahren, was normalerweise zu einer deutlichen Erhöhung des Leitzinses hätte führen müssen, ist es mit der Konjunktur anderer Länder rasant bergab gegangen. Deutschlands Sparer tragen damit durch sinkende Sparzinsen die Last der Schuldenstaaten in Europa, obwohl sie angesichts einer wirtschaftlich immer noch guten Lage gute Zinsen bekommen müssten. Die Europäische Zentralbank betreibt jedoch seit Jahren Flickwerk, erhöhte den Leitzins in der Anfangszeit der Finanzkrise gar noch, obwohl längst abzusehen war, dass die Krise auch Europa treffen würde und senkte ihn nur langsam. Zum Ende der Amtszeit des früheren EZB-Chefs Jean-Claude Trichet stieg der Leitzins dann wieder, Deutschlands Sparer durften sich über zumindest wieder leicht steigende Zinsen freuen. Doch die Freude und die Hoffnung auf bessere Zeiten in Sachen Sparzinsen währten nicht lange. Bereits kurz nach seiner Amtseinführung senkte der neue Präsident der Europäischen Zentralbank gleich zwei Mal hintereinander den Leitzins, kurz nach war zudem ein neues historisches Tief erreicht mit nur noch 0,75 Prozent. Zugleich wurden die Druckerpressen angeworfen, um den Ankauf von Staatsanleihen verschuldeter Staaten zu finanzieren, ein Ende der desaströsen Geldpolitik ist noch nicht in Sicht.

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