EZB: Zinserhöhungen bei Inflationsgefahr jederzeit möglich

Der neue Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) hat trotz der Aussicht, dass die Zinsen in den kommenden Monaten weiterhin auf ihrem Niedrigniveau verharren werden, unmissverständlich in einem Statement klar gemacht, dass die Zinsen bei Inflationsgefahren (entsprechende Statistiken dazu finden Sie hier) unmittelbar wieder erhöht werden. Auf einer Konferenz der österreichischen Nationalbank hatte Praet bekannt gegeben, dass der EZB-Rat als oberstes Exekutivorgan der Zentralbank weiterhin sehr wachsam die Inflationsentwicklung beobachten wird und bei Gefahren für die Preisstabilität handeln wird. Dieser Ansicht pflichtete auch Ewald Nowotny, Chef der österreichischen Zentralbank bei. Immerhin ist es bei den aktuell niedrigen Leitzinsen von nur 1 Prozent jederzeit möglich an der Zinsschraube zu drehen. Nach oben bestehe weiterhin viel Luft.

Insbesondere viele Ökonomen waren von den Handlungen der EZB im Rahmen der europäischen Staatsschuldenkrise und auch der Finanzkrise sehr beunruhigt gewesen: Die anhaltend lange Periode niedriger Zinsen führt zur Ausweitung der Geldmenge und dementsprechend auch zu einem steigenden Preisniveau. Zudem wird diese Entwicklung durch verschiedene unkonventionelle geldpolitischen Maßnahmen weiter verstärkt. Dazu gehörte etwa der Ankauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank oder aber auch den langfristigen Kreditvergaben in großem Volumen zur Refinanzierung der Banken. Praet äußerte sich hinsichtlich dieser Instrumente dahingehend, dass diese ausschließlich vorübergehender Natur sein und man sie so schnell wie möglich wieder einschränken werde. In Zusammenhang mit der Zinspolitik könnten diese Maßnahmen nicht gestellt werden. Trotz der starken Versorgung der Geschäftsbanken mit Liquidität sei die Zinspolitik mit Zinserhöhungen weiterhin in der Lage das Zentralbankgeld zu verteuern und damit die Preisentwicklung zu dämpfen.

Praet wies zudem am Rande der Konferenz auch auf das generelle Problem der europäischen Geldpolitik hin, dass in einem heterogenen Währungsraum schließlich in allen 17 Ländern unterschiedliche Inflationsraten existent sind. Diesbezüglich ist es durchaus eine Schwierigkeit, mit gezielten Maßnahmen geldpolitische Wirkungen zu erzielen, die in einzelnen Ländern nicht kontraproduktiv wirken sondern möglichst alle Bedürfnisse hinreichend gut befriedigen. Das Monitoring von Preisentwicklungen bleibt daher weiterhin eine sehr große Herausforderung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert